Auch im 21. Jahrhundert stellt Wohnungsbau ein Problem dar. Angebot und Bedarf sind selten deckungsgleich, zumal man mit erhöhtem Bedarf mehr Geld verdienen kann. In Bogenhausen erinnert ein Straßenname und ein Denkmal an einen Mann, der versucht hat, dieses Problem zu lösen: Paul Busching, dessen Leben eng mit den drei größten deutschen Städten verknüpft ist, gilt als Reformer des Wohnungsbaus. Geboren in Hamburg, kam er für das Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft nach München, gründete hier als 22jähriger den "Verein für Verbesserung der Wohnverhältnisse in München" und wurde zu einer zentralen Figur des Wohnungsbaus, indem er in allen neu gegründeten Gesellschaften seiner Zeit Gründungsmitglied war und eine wichtige Rolle spielte (1909 Vorstand des "Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen", 1913 Mitbegründer des "Verein Ledigenheim", 1917 Geschäftsführer der "Bayerischen Landessiedlungsgesellschaft", 1918 Ausschussmitglied der gerade neu gegründeten "GWG Städtischen Wohnungsgesellschaft") und andererseits 1913 Professor an der Technischen Hochschule München wurde, wo er Kleinwohnungswesen und Siedlungsbau lehrte und eine Zeitschrift für Wohnungswesen in Bayern herausgab, wie man in der Chronik Die Geschichte des sozialen Wohnens in Bayern (Meike Buck, Matthias Georgi, Michael Kamp; 2009) nachlesen kann.
Er verband also Wissenschaft und Praxis eng miteiander und dennoch wurde ihm bald das Leben schwer gemacht. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verlor er alle Ämter und Posten und zog nach Berlin um, wo er wenige Tage vor Kriegsende starb. Zehn Jahre nach seinem Tod wurde die Buschingstraße nach ihm benannt, im Jahr 1958 ein Denkmal errichtet, das ihn als "Vorkämpfer der Gemeinnützigen Wohnungswirtschaft" bezeichnet. Leider hat sein Ruf nach mehr Kleinwohnungen noch immer nicht alle erreicht, obwohl seine Worte damals wie heute gelten können, obwohl sich die Situation seit 1917 grundlegend geändert haben sollte: "Der gute Wille, zu bessern, ist da. Die wirtschaftliche und soziale Daseinsberechtigung der gemeinnützigen Bauvereinigungen ist längst erwiesen. An Baugelände fehlt es nicht. Bewerber um Kleinwohnungen werden in Hülle und Fülle da sein. Wir können Staat und Gemeinde nur zurufen: Gebt uns Baustoffe, Baugeld und verschafft uns Bauarbeiter, so wird die gemeinnützige Bautätigkeit dafür sorgen, dass es nach dem Kriege keine Wohnungsnot gibt und dass die großen Zukunftsaufgaben der Wohnungs- und Siedlungsreform in Angriff genommen werden können, so zeitig, dass für die aus dem Felde heimkehrenden Krieger rasch gesorgt werden kann. Wir haben von Wohnungsreform jetzt soviel gehört und gelesen. Wir bitten um Arbeit." (Paul Busching im Jahr 1917; Buck/Georgi/Kamp, S. 50)
Das Denkmal für Paul Busching (1877-1945), eine knieende Figur, die einen Grundstein legt, schuf der Bildhauer Seff Weidl (1915-1972).